Die hier dargestellt Methode des Ursache-Wirkungs-Diagramms – auch Fishbone genannt – kann in manchen Konferenzsituationen für die Leitung sehr hilfreich sein, eine festgefahrene Diskussion zu strukturieren und zu einem klaren Ergebnis zu führen.
PROBLEM
Die Diskussion zu einem Tagesordnungspunkt dreht sich seit geraumer Zeit im Kreise. Es werden vielfach Missstände beklagt, sachfremde Argumente werden eingebracht, es kommt zu emotionalen Äußerungen, so dass die Leitung der Konferenz immer schwieriger wird. Dabei gäbe es gute Gründe, die vorgebrachten Argumente sachgemäß zu untersuchen.
In solchen Situationen kann die Verwendung des Ursache-Wirkungs-Diagramms in der Konferenz ein gutes Hilfsmittel sein, die Diskussion zu versachlichen, die Kompetenz der Anwesenden nutzen und zu einem guten Ergebnis führen.
Was ist die Fishbone-Methode?
- Das zu Beginn der 1940er Jahre von dem Japaner Kaoru Ishikawa entwickelte Ursache-Analyse Diagramm war zunächst für das industrielle Qualitätsmanagement zur Analyse bestehender Qualitätsprobleme eingesetzt worden, hat aber später in vielen Bereichen in abgewandelter vereinfachter Form Anwendung gefunden, so auch im Rahmen der Moderation von Gruppen.
- Geht man von der ursprünglichen Bedeutung des Wortes Konferenz aus (lateinisch conferre = zusammentragen), so besteht die Methode in einem gemeinsamen, geordneten Zusammentragen von Problem- und Wirkungsbeobachtungen.
- Ausgangspunkt ist die Formulierung des zu behandelnden Problems, das auf der rechten Seite eines Fischgrätenmusters eingetragen wird. Auf der linken Seite werden Haupteinflussgrößen für das Problem in Kästchen festgehalten.
- In der ursprünglichen Form verwendete Ishikawa die Kategorien Material, Maschine, Methode, Mensch, später auch Management. Diese Begriffe werden für die Konferenz entsprechend angepasst.
- Mittels brainstorming werden dann von dem Gremium Nebenursachen erarbeitet: Was führt alles zu dem Problem? Diese werden anschließend auf Vollständigkeit überprüft und abschließend von dem Gremium gewichtet.
- Durch die Visualisierung des Problems und seiner möglichen Ursachen wird in der Regel eine Versachlichung und Gedankenklarheit erreicht, die der Effizienz der Diskussion dient.
LÖSUNGSMÖGLICHKEIT
Tagesordnungspunkt mit Fishbone-Methode
Wie kann die Methode in einer Konferenz konkret angewendet werden?
Dies soll kurz erläutert und an einem Beispiel illustriert werden.
1
Auf einer Flipchart oder über Beamer erscheint das graphische Grundmodell (Flussdiagramm nach dem Fischgrätmuster). Die Methode wird nun der Konferenz erläutert.
Ist sie schon mehrfach in diesem Gremium verwendet worden, kann dieser Schritt übergangen werden.
Es geht uns hier um das Problem „Warum engagieren sich so wenige Eltern in unserer Schule im Ganztagsbereich?“
2
Die Konferenzleitung trägt in den Kasten auf der rechten Seite des Flussdiagramms dieses Problem ein.
Die Kästchen am Ende der Äste auf der linken Seite des Diagramms werden mit Ursachen-Kategorien beschriftet.
Lehrkräfte, Schulleitung, Kommunikation, Eltern, Hardware.
3
Die Konferenzleitung bittet, Problemursachen auf Zuruf zu nennen. Ein Helfer trägt dies unter den entsprechenden Ästen ein:
Lehrkräfte:
- kein wirkliches Interesse der Lehrkräfte
- wichtige Informationen fehlen
- keine Zeit neben Unterricht
- hohe Korrekturbelastung
Schulleitung:
- nicht wirklich an Ganztagsangeboten durch Eltern interessiert
- zeitlich überlastet durch QA
- möchte die Eltern nicht zu sehr in die Schule integrieren
Eltern:
- zeitlich nicht sehr flexibel
- nur an eigenen Kindern interessiert
- zu wenig Kenntnisse über Angebotsmöglichkeiten
Kommunikation:
- es gibt an unserer Schule keine gute Gesprächskultur Schule-Eltern
- Eltern oft nicht erreichbar
- Schule wird von Eltern als Barriere gesehen
Hardware:
- Schule hat keine Hardware um Eltern schnell per Mail zu erreichen
- Portoaktionen an Eltern zu teuer
- Schule ist telefonisch nur schwer zu erreichen
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Der letzte Schritt besteht in der Gewichtung von Ursachen. Hier bieten sich vier Wege – abhängig von Gremiumsgröße, Thematik und Situation – an:
- Es wird im Plenum diskutiert. Dabei werden die einzelnen Ursachen aufgerufen und im Gespräch gewichtet.
- Es wird das Trendsetting-Verfahren eingesetzt. Dazu haben alle Mitglieder der Konferenz etwa 5 Klebepunkte erhalten, die sie den einzelnen Ursachen zuordnen können. Dadurch entsteht – auch bei größeren Gremien – schnell ein klares Meinungsbild, hier also welche Ursachen für das gemeinsame Problem als bedeutend angesehen werden.
- Man kann auch für die einzelnen Äste Arbeitsgruppen bilden, die die Ursachen weiter untersuchen und der nächsten Konferenz Lösungsmöglichkeiten vorzulegen, über die dann entschieden wird.
- Möglich ist auch, die Konferenz etwa für eine halbe Stunde in Arbeitsgruppen aufzuteilen, die dann ihre Ergebnisse anschließend dem Plenum vorstellen. Am Anschluss daran kann dann entschieden werden. So bindet man viele Teilnehmer in die Kommunikation ein.
RESUMÉ
Das geschilderte Verfahren wird häufig in der Moderation eingesetzt und führt – selbst bei schwieriger Ausgangslage – zu übersichtlichen Ergebnissen, da alle Teilnehmer ihre Kompetenz einbringen können und am Ende ein schriftlich fixiertes Arbeitsergebnis steht. Auch festgefahrene Diskussionen innerhalb eines Tagesordnungspunkts können so oft zu einem konstruktiven Abschluss gebracht werden.
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