Für die Leitung einer Konferenz ist es wichtig zu wissen, wie erfolgreich die Sitzung war und wie effektiv sie geleitet wurde. Dazu kann man sich der Methode der kritischen Freunde bedienen. Dies kann auch ein Beitrag zur Schulentwicklung sein.
Die Doppelrolle des Sitzungsleiters1 in Lehrer- und Schulkonferenzen
Der Leiter einer Lehrerkonferenz und einer Schulkonferenz ist in der Regel auch der Vorgesetzte der Teilnehmer. Diese Doppelrolle erschwert ein sachliches und unabhängiges Feedback zur Person und der Sitzungsführung.
Der Schulleiter ist qua Amt verpflichtet, Beurteilungen, welche die berufliche Weiterentwicklung einer Lehrkraft erheblich beeinflussen können, zu verfassen. Weiterhin muss er in bestimmten Situationen dienstliche Weisungen erteilen, ggf. auch dienstlich kritisieren. Das erschwert andererseits eine offene Bewertung einer Leistung des Schulleiters bezüglich seiner Sitzungskompetenz.
Möglichkeiten des Feedbacks zur Sitzungsführung
Es lassen sich mehrere Möglichkeiten zum Feedback zu einer Konferenz denken:
- offenes Feedback mit allen Teilnehmern im Anschluss an die Konferenz
- namentliche Feedback-Bögen im Anschluss an die Konferenz
- anonyme Feedback-Bögen im Anschluss an die Konferenz
- offenes Feedback mit Mitgliedern der Schulleitung im geschützten Raum
- Methode der „kritischen Freunde„
Die ersten beiden Methoden sind wegen der oben genannten Doppelrolle des Schulleiters nur sehr eingeschränkt sinnvoll. Anonyme Fragebögen können dagegen wichtige Hinweise zur eigenen Konferenzführung geben. Auch das Feedback im geschützten Raum kann wichtige Rückmeldungen ergeben, setzt aber ein Vertrauensverhältnis innerhalb der Schulleitung voraus. Auch hier muss die Doppelrolle des Schulleiters bedacht werden. Letzteres gilt auch für die Methode der kritischen Freunde, die hier vorgestellt werden soll.
Methode der kritischen Freunde
Die Methode läuft in eine dreistufigen Verfahren ab:
1. Vorgespräch mit kritischen Freunden
Der Konferenzleiter wählt zwei oder drei „kritische Freunde“ aus den Sitzungsteilnehmern aus. Diese können aus dem Kreis der Schulleitung kommen, aber auch aus dem Kollegium. Sinnvoll sind Lehrkräfte, die ihre eigene Position offen vertreten können und gute analytische Erfahrungen haben.
Schon einige Tage vor der Konferenz trifft sich der Beobachtungskreis mit dem Schulleiter, in diesem Beispiel also ein Kleingruppe von drei bis vier Personen. Der Leiter geht mit den Teilnehmern die Konferenzplanung durch und erläutert die Zielsetzungen und eingesetzten Methoden der einzelnen Tagesordnungspunkte.
Anschließend werden gemeinsame Beobachtungsschwerpunkte festgelegt. Dies können etwa sein:
- Klarheit der Problemdarstellung bei Tagesordnungspunkten
- Umgang mit der Geschäftsordnung
- Gliederung der Tagesordnungspunkte
- Umgang mit kritischen Beiträgen
- Verfahren der Beschlussfassung
- Umgang mit schwierigen Situationen in der Konferenz
- Konferenzatmosphäre
- Zeitmanagement
2. Beobachtung während der Konferenz
Die Konferenz findet dann wie vorgesehen statt. Die Beobachter sitzen im Plenum, machen sich zu den vorher festgelegten Beobachtungsschwerpunkten Notizen.
Nach der Konferenz findet – wieder im Kleingruppengespräch – ein Feedback der kritischen Freunde statt. Hierzu wird Vertraulichkeit und Offenheit vereinbart. Im Anschluss daran werden in der Regel wichtige Beobachtungen ausgetauscht, die für den Konferenzleiter von hohem Wert sein können.
3. Feedbackgespräch
Das abschließende Feedbackgespräch findet wieder in der Kleingruppe statt. Hier wird noch einmal auf die Vereinbarungen zur Vertraulichkeit und Offenheit hingewiesen. Andere Personen der Schulleitung und des Kollegiums nehmen nicht teil.
Da den kritischen Freunden die Konferenzplanung im Einzelnen bekannt war, können sie qualifiziert Stellung nehmen. Sie sind zudem Fachleute als Teilnehmer von Konferenzen und können wichtige Einschätzungen zur Wirkung, Effektivität und Atmosphäre der Konferenz und der Konferenzführung geben und zudem Verbesserungsvorschläge machen.
Zusammenfassung
Durch die Methode der kritischen Freunde kann der Schulleiter wichtige Hinweise zur Effektivität der von ihm geleiteten Konferenzen erhalten und die eigene Konferenzführung optimieren. Da Lehrer- und Schulkonferenzen zentrale Motoren der Schulentwicklung sind, ist eine gute Konferenzleitung ebenso ein essentieller Baustein der Schulentwicklung, und es macht Sinn, diesen mit Hilfe geeigneter Personen auszubauen.
Literaturhinweise
Jatho, V. An alles gedacht? So planen Sie eine erfolgreiche Konferenz
SL-schulleitungonline Raabe-Verlag.
Kellner, H.: Konferenzen, Sitzungen, Workshops effizient gestalten
Carl Hanser Verlag 2000.
Martin, D.M.: Meetings erfolgreich steuern
Falken-Verlag 1999.
Evaluationsbogen Konferenz:
http://www.schulleitung-online.de/fragebogen-feedback-zur-konferenz/150/45/427/ – gegen Gebühr
1 Um die Artikel gut lesbar zu halten, verwenden wir alternierend die weibliche oder männliche Form.
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