In einer Welt, die immer stärker vernetzt und auf Kooperation angewiesen ist, kommt der Zusammenarbeit von Gruppen ein hoher Stellenwert zu. Auch der Schulbereich ist hiervon nicht ausgenommen. Zwar kommen aus politischer Vorsicht gegenwärtig von den vorgesetzten Behörden eher noch zögerliche Impulse, langfristig ist aber von einer immer größeren Selbstständigkeit der Schulen auszugehen und somit wird es notwendig, kooperative Strukturen auszubauen.
Dies wird immer wichtiger, da sich Schulen einem ständig stärkeren Wettbewerb ausgesetzt sehen und so gezwungen sind, überzeugende Profile zu entwickeln, um lebensfähig zu bleiben. Dies kann nicht von der Schulleitung allein geleistet werden.
Viele Schulen haben sich daher schon auf den Weg einer umfassenden internen Zusammenarbeit gemacht und unterschiedliche Entwicklungsgrade in Richtung Teamschule erreicht.
Sie arbeiten dazu mittlerweile mit Steuergruppen oder diskutieren deren Einrichtung, um die vielfältigen Kompetenzen der an der Schule Tätigen zu nutzen, zu bündeln, zu vernetzen und so die Beteiligten in die Schulentwicklung einzubinden.
Dabei ist – wie die Praxis oft zeigt – ein Scheitern der Steuergruppen nicht auszuschließen und kann langfristig Störungen in der Weiterentwicklung einer Schule nach sich ziehen. Folglich muss die Einbindung von Steuergruppen sehr sorgfältig geplant und begleitet werden. Zentrale Fragen der Steuergruppenarbeit werden in der hier beginnenden Beitragsserie erörtert. Dabei geht es u. a. um
- die Implementation von Steuergruppen
- deren Arbeitsauftrag
- deren professionelle Leitung
- die Stellung zu Schulleitung und Kollegium
- die Transparenz der Arbeitsergebnisse
- die Dauer der Steuergruppenarbeit
- um Fragen der Umsetzung in die Schulrealität vor Ort.
In diesem einleitenden Artikel soll der Frage nachgegangen werden, wie Steuergruppen für eine effektive Arbeit in der Schulpraxis zusammengesetzt sein sollten.
Einrichtung der Steuergruppe
Soll die Steuergruppe langfristig erfolgreiche Schulentwicklungsarbeit leisten, muss sie vom Gesamtkollegium eingesetzt und von der Schulleitung akzeptiert und unterstützt werden. Sie soll die wesentlichen Strömungen der Lehrkräfte repräsentieren, damit die Steuergruppe als Vertretung des gesamten Kollegiums angenommen wird. Zudem sollte eine Mitarbeit in der Steuergruppe grundsätzlich freiwillig sein.1
Von großer Bedeutung ist auch, dass der Schulleiter Mitglied der Steuergruppe ist, da er die Innen- und Außenverantwortung für die Schule trägt. Er sollte aber nicht Vorsitzender dieses Gremiums sein.
In der Praxis haben sich drei Mitgliedermodelle für Steuergruppen entwickelt:
- Vertretung analog der fachlichen Struktur
- Vertretung analog der Jahrgangsstruktur
- Vertretung aus einer Mischung von Fach- und Jahrgangsstruktur
Vertretung analog der fachlichen Struktur
Nach diesem Modell wird die Steuergruppe nach der fachlichen Struktur der Schule aufgebaut, und zwar aus den Fachkonferenzen oder Fachabteilungen.
Entscheidet man sich für die Vertretung der Fachkonferenzen, so muss überprüft werden, welche Fächer vertreten werden sollen, denn die Gesamtzahl der Fachkonferenzen übersteigt in der Regel die Größe von Steuergruppen, die auch bei großen Schulsystemen 10 Mitglieder nicht überschreiten sollte.
Hier kann sich anbieten, je einen Vertreter der Fachbereiche Geisteswissenschaften, Sprachen, Naturwissenschaften und musische Fächer in die Steuergruppe zu wählen.
In der Praxis als günstig erwiesen haben sich Größen von sechs bis sieben Mitgliedern, um Terminprobleme möglichst gering zu halten und eine effektive Steuergruppenarbeit zu gewährleisten.
Der Nachteil dieses Modells ist, dass pädagogische Anliegen zu gering repräsentiert sind.
Vertretung analog der Jahrgangsstruktur
Das Vertretungsmodell analog der Jahrgangsstruktur orientiert sich an der Schülerlaufbahn. So bilden alle Jahrgänge Lehrerteams und wählen Sprecher2, die dann Mitglieder der Steuergruppe werden. So sind die unterschiedlichen Interessenlagen aus der Sicht der Unterrichtung der unterschiedlichen Altersstufen repräsentiert. Bei Schulen der Sekundarstufe I sind es mithin sechs, bei Schulen mit beiden Sekundarstufen acht oder neun Personen.
Der Nachteil dieses Modells ist, dass eventuell dadurch wichtige Fachaspekte unzureichend vertreten sind.
Vertretung aus einer Mischung von Fach- und Jahrgangsstruktur
Das Mischmodell ist ein Kompromiss. Es werden sowohl Fachvertreter als auch Jahrgangsteamsprecher in die Steuergruppe gewählt. So erreicht man eine in etwa anteilige Repräsentanz des Fach- und des Jahrgangsaspekts.
Der Nachteil dieses Modells ist, dass wichtige Fach- und Entwicklungsaspekte nicht vertreten sind oder eines der beiden Aspekte zu stark dominiert.
Beauftragung durch die Lehrerkonferenz
Die Lehrerkonferenz muss hier sorgsam abwägen, welches Vertretungsmuster ihr wichtig erscheint. Dies sollte in aller Ausführlichkeit diskutiert werden, da die Arbeit der Steuergruppe langfristig angelegt ist. Auch ist sicherzustellen, dass nicht erst in der Konferenz, die die Mitglieder wählt, diese Fragen aufgeworfen werden und es dann zu Zufallsentscheidungen kommt. Vielmehr können die unterschiedlichen Alternativen von einem Arbeitsteam oder der Schulleitung vorbereitet und dem Gremiun rechtzeitig zugestellt werden.
Auch zusätzliche Vertretungsaspekte sollten in der Lehrerkonferenz für die Besetzung der Steuergruppe diskutiert werden, etwa gleichmäßige Verteilung der Geschlechter, Altersstruktur, Mitgliedschaft in Schulkonferenz und Lehrerrat, verbeamtete und angestellte Lehrkräfte oder Vollzeit- bzw. Teilzeitlehrer.
Je besser das Kollegium in der Steuergruppe abgebildet ist, desto akzeptierter wird dieses Gremium sein.
Zusammenfassung
Der einleitende Beitrag zur Steuergruppenarbeit zeigte unterschiedliche Modelle der Zusammensetzung der Steuergruppen auf. Es wurden Vertretungen nach der Fachstruktur, der Jahrgangsstruktur sowie ein Mischmodell vorgestellt und deren Vor- und Nachteile skizziert.
Quellen
1 Rolff, H.-G.: Arbeit mit Steuergruppen. S. 4.
2 Um die Artikel gut lesbar zu halten, verwenden wir alternierend die weibliche oder männliche Form.
Literatur
Dalin, P./Rolff, H.-G./Buchen, H.: Institutioneller Schulentwicklungsprozess. Hg. Landesinstitut für Schule und Weiterbildung 1995.
Rolff, H.-G.: Arbeit mit Steuergruppen. Einrichtung von Steuergruppen als Ansatz zur Schulentwicklung. In: Schulleitung und Schulentwicklung. Raabe-Verlag.
Rolff, H.-G.: Was ist eine gute Steuergruppe? Institut für Schulentwicklungsforschung. http://www.netzwerk-schulentwicklung.de/Steuergruppe.pdf
Klenk, G.: Die Steuergruppe positionieren. Steuergruppe – Knotenpunkt im Führungsnetz. In: SCHULLEITUNGONLINE. Raabe-Verlag.
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